Sommer, Sonne, Squatting Action – Anarchie und Hausbesetzen
Der erste Streich: Burggasse 2
Knappe 20 Menschen zogen am Freitag, den 13. August in die Burggasse 2 ein. Das ehemalige Gebäude der NÖ Gebietskrankenkassa steht seit 2004 vollkommen leer und wurde schon im Zuge mehrerer Aktionen besetzt. Die Burg präsentiert sich als typisches Spekulationsobjekt: Es wurden keine Mühen gescheut, sie verfallen zu lassen oder zumindest keine betrieben, um dies zu verhindern. In den obersten Stockwerken steht bei Regen das Wasser.
Innerhalb der ersten Tage entstanden in dem zum Teil stark vertaubten Gebäude Schlafräume und ein Chill-Out-Cafe. Die Polizei zeigte sich wenig berührt und wollte nur wissen, wie lange die Besetzer*innen gedenken zu bleiben und ob dies „eine politische Aktion“ sei. Am Montag schaute dann die Besitzerin in Form eines äußerst freundlichen Geschäftsmenschen vorbei, der via Twitter von der Besetzung erfahren hatte. Er erklärte, das Gebäude sei bereits weiterverkauft, im Herbst sei Baubeginn und dann sollen hier eine Mischung aus Wohn- und Gewerbeflächen entstehen und auch das schon lange geplante Hotel soll endlich gebaut werden. Am Dienstag um 8 Uhr müsste die Besetzung ein Ende haben, sonst würde sie behördlich geräumt.
Die Besetzer*innen kosteten den letzten Tag noch voll aus: Es entstand ein offenes Cafe im Eingangsbereich und spontan ergab sich ein Programm mit unter anderem einem Jonglage-Workshop, literarischen Austausch, einem Vortrag über 130 Jahre Besetzung in Wien und Kost-Nix-Kino.
Stell dir vor es ist Räumung und keine*r ist drin…
Die Polizei zeigte sich nicht räumungsfreudig: Sie wollen gar nicht räumen und vor 10 Uhr täte sich hier sowieso nichts, brachte ein Pressemensch am Dienstag um 8 Uhr durch einen vor dem Gebäude abgestellten Polizeibeamten in Erfahrung. Um 10:30 startete dann die Räumung mit um die 70 Einsatzkräften und schwerer Geräteschaft. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich keine Menschen mehr hinter den Barrikaden. Dafür wurden vier Schaulustige Passant*innen perlustriert.
Der zweite Streich: Lackierergasse 8
Während die leerstehende Burggasse „geräumt“ wurde, wurde die seit Jahren verlassene Lackierergasse 8 temporär wiederbelebt. Bereits am ersten Tag wurde ein Wohnzimmer eingerichtet und im Garten gegrillt. Am Mittwoch bekamen die Besetzer*innen Besuch von der Hausverwaltung und der Polizei. Die Hausverwaltung meinte, die Besetzung könnte von ihr aus bis Donnerstag Nachmittag geduldet werden, dies läge aber nicht in ihrer Entscheidungskompetenz. Die Polizei perlustrierte schnell mal nebenbei eine Passantin mit „verdächtigem Rucksack“ und zog dann wieder ab. Abends wurde noch einmal gegrillt und Film geschaut, um am nächsten Tag das Haus zu verlassen und weiter zu ziehen.
Der dritte Streich: Humboldtgasse 32
Seit Donnerstag, dem 19. August macht die Sommer-Sonne-Squattingaction nun Station im 10. Bezirk. Auch hier wurde sogleich ein Wohnzimmer eingerichtet. Neben diesem wird auch der Hof stark genutzt. Bisher verbrachten die Besetzer*innen und ihre Besucher*innen dort einige gemütliche Abende mit Grillen, Zielwurfübungen, Wein, Kerzenschein und vielem mehr.
Am Donnerstag, dem 26. August wurde die Besetzung des „Squatting Penguins“ behördlich geräumt. Mit dem Verdacht auf Sachbeschädigung (StGB §§ 125f) und Entziehung von Energie (StGB § 132) wurde bei allen Besetzer*innen eine Identitätsfeststellung und Durchsuchung durchgeführt. Wie gewohnt musste die Polizei mehrmals auf ihre Pflicht eine Begründung für die I-Feststellung und die Personendurchsuchung zu nennen und die Dienstnummer der Einsatzleitung bekannt zu geben hingewiesen werden. Weiters wurde eine Besetzerin, die einen Beamten bat, sie nicht anzugreifen mit den Worten „Das werden Sie schon merken, wenn ich Sie angreife“ gefährlich bedroht (StGB § 107).
Die „Sommer, Sonne, Squattingaction“ endet somit nach 14 Tagen Squatting am Stück.
Wir sind aber nicht weg und kommen wieder! Haltet Augen und Ohren offen!
Squat tha City, Squat tha World – Create Anarchy!
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