Home > Schwarze Katze in Aktion > Observation während SoSoSquAc

Observation während SoSoSquAc

15. August 2011

Wenige Stunden nach einem Vorbereitungstreffen in einem oft für politische Besprechungen genutzten Raum, bei dem Details über ein ins Auge gefasstes Gebäude ausgesprochen wurden, wurde vor diesem Gebäude ein Streifenwagen gesehen. Auch am Tag darauf wurde das Haus weiter observiert, vor der Besprechung konnte eine Beobachtung durch die Polizei nie festgestellt werden. Außerdem wurde nach dem Treffen vor den Räumlichkeiten, in denen das Treffen stattgefunden hatte, eine Person gesehen, die bereits ein paar Tage zuvor, ebenfalls während einer Besprechung, vor den Räumlichkeiten herumstreifte. Die Person stieg mehrmals in ein Auto, auf dessen Rücksitz sich ein unidentifizierbares elektronisches Gerät befand, an dem Lichter so leuchteten, als würden sie eine Signalstärke angeben. Was genau hier passiert ist, wissen wir nicht, aber wir möchten die Gelegenheit nutzen, um mögliche Überwachungsmethoden in Erinnerung zu rufen, mit denen die Adresse des Gebäudes vorab in Erfahrung gebracht werden hätte können.

Beschattung
Beschattung ist die gezielte Beobachtung einer Person oder eines Objekts durch eine andere Person. Dabei befindet sich die observierende Person entweder an einem festen Standort, von wo aus sie gut beobachten kann oder ist mobil, um an z.B. Personen oder Fahrzeugen dran bleiben zu können. Beschattende Personen zeigen dabei vor allem für Außenstehende meist auffälliges Verhalten, z.B. langes Verweilen in der Nähe eines Hauseingang, in dem die Person verschwunden ist, plötzliches Losfahren mit dem Auto, in den Sitz eines Autos ducken,…
In unserem konkreten Fall könnte es zum Beispiel sein, dass eine der Personen, die im Vorfeld zur Vorbesichtigung des Gebäudes dort war, beschattet wurde und die Polizei damit auf die Fährte gebracht hat. Ein*e vor dem Gebäude platzierte*r Überwacher*in könnte auch ein Gespräch zwischen zwei unvorsichtigen Personen beim Verlassen des Gebäudes mitbekommen haben.

Wanzen
„Wanze“ ist ein Ausdruck für kleine Mikrofone, die gezielt platziert werden, um Räume abzuhören. Vor allem bei Räumlichkeiten, die regelmäßig für politische Treffen verwendet werden, zahlt es sich aus, eine Wanze zu platzieren. Zur Tarnung kann das Mikrofon auch in Alltagsgegenstände eingebaut werden. Je nach Batteriestärke können Wanzen bis zu mehrere Monate aktiv bleiben. Wanzen in Größe von Euromünzen können an 9-Volt-Blöcke angeschlossen oder mit Knopfzellen betrieben werden. Eine dauerhafte Haltbarkeit bietet ein direkter Stromanschluss. Dies bedarf allerdings Installationsarbeiten. Welche Möglichkeit gewählt wird, hängt also davon ab, was unauffällig machbar ist. Das Abspielen von Hintergrundgeräuschen um eine Abhörung zu verunmöglichen ist sinnlos, da die eingesetzten Mikrofone menschliche Stimmen von anderen Geräuschen filtern können. Mit speziellen Geräten kann nach Wanzen gesucht werden. Außerdem können Privatdetektive mit der Suche beauftragt werden.
Da unser Treffen in einem Raum stattgefunden hat, der regelmäßig auch öffentlich begehbar ist und oft für politische Treffen genutzt wird, kann es durchaus sein, dass der Raum entweder speziell in dieser Zeit verwanzt war oder durchgehend verwanzt ist. Die Wahrscheinlichkeit sich sicher unentdeckt für längere Zeit in dem Raum aufzuhalten, ist eher gering, aber er bietet genug Möglichkeiten, Geräte zu verstecken und bei Gelegenheit auszutauschen.

Stethoskope
Mit Elektrostethoskopen können Restgeräusche, die durch Wände, Türen oder Wasserleitungen dringen verstärkt und somit abgehört werden. Auch hier wird die menschliche Stimme von anderen Geräuschen getrennt. Dagegen helfen nur dicke Wände (z.B. Außenmauern) ohne Fenster oder ein dazwischenliegender Raum.
In unserem Fall wäre das Abhören vor der Tür sehr auffällig gewesen. Auch an den Fensterscheiben hätte ein unbemerktes Abhören wohl kaum garantiert werden können.

Laser
Durch Infrarotlaser können die Schwingungen der Fensterscheiben aus einer Entfernung von mehreren hundert Metern in Schallwellen zurückverwandelt werden. Der Laserstrahl ist nicht sichtbar, es muss aber eine Sichtverbindung mit der Fensterscheibe gegeben sein. Doppeltverglaste Fenster machen das Ergebnis deutlich schlechter. Diese Abhörmethode ist von allen bisher genannten die technisch aufwendigste und somit auch teuerste. Allerdings liegen die Preise mit unter 10 000 Euro für Behörden sicher im Möglichen.
Der Raum, in dem wir uns aufgehalten haben, hat Fenster nach außen. Eine Abhörung auf diesem Weg wäre aus einer Wohnung im gegenüberliegenden Gebäude oder von dessen Dach aus möglich gewesen. Ersteres ist aufwendig, aber nicht auszuschließen, da es sich bei diesen Räumlichkeiten eventuell auszahlen würde.

Richtmikrofone
Damit ist eine Abhörung auf eine Entfernung von mehreren hundert Metern möglich. Das Mikrofon wird dabei auf freiem Feld auf das Ziel gerichtet und verstärkt die gewünschte Frequenz.
Diese Abhörmethode ist ideal für Treffen im öffentlichen Raum. So ein Mikrofon könnte zwar auf ein- und ausgehende Menschen gerichtet Informationen geliefert haben, der Aufwand wäre aber wohl zu groß für das Ergebnis.

Handyüberwachung
Vereinfacht erklärt funktioniert ein Handy so: Beim Einschalten und beim Wechseln der Funkzelle nimmt das Handy Kontakt zum nächstgelegenen Handymasten auf. Danach bleibt es für diesen erreichbar und kann nur grob geortet werden, da nur klar ist, in welcher Funkzelle es eingeloggt ist. Wird das Handy aktiv, also sendet es eine SMS oder telefoniert, schickt es detaillierte Informationen an den Masten, wie zum Beispiel den aktuelle Standort, die Nummer der SIM-Karte (IMSI) und die Gerätenummer des benutzten Telefons (IMEI).

Für Handyüberwachung gibt es spezielle Software, die auf Smartphones gespielt werden kann um diese in Überwachungshandys zu verwandeln. So ein Spezialhandy wird dann mit den Daten des zu überwachenden Telefons gefüttert und hat unter anderem folgende Funktionen:

SMS-Überwachung
Das Spezialhandy bekommt alle vom überwachten Handy gesendeten und empfangenen SMS auch. Sollte die Adresse des Gebäudes also via SMS von einer oder an eine überwachte(n) Person gegangen sein, hat die observierende Person also auf jeden Fall davon mitbekommen.

Telefonabhörung
Bei Rufaufbau des überwachten Handys wird das Spezialhandy per SMS über die Rufdaten informiert und die observierende Person kann sich nun ins Gespräch reinklinken. Mit genügend Unvorsicht wurden Details über unser Zielobjekt in einem Telefonat erwähnt.

Raumüberwachung via Handy
Ein aktiviertes Handy kann angerufen werden, ohne zu läuten und dazu gebracht werden, automatisch abzheben. Nun kann bequem alles mitgelauscht werden, was besprochen wird. Die Handys waren während der Besprechung zwar aus dem Raum, aber wenn ihr mal aufmerksam zuhört, was ihr und andere Personen nach Ende des Plenums informell in Gegenwart der Handys noch weiter besprecht, wäre es nicht auszuschließen, dass die Behörden auf diesem Weg zu ihren Informationen gekommen sind.

Lokalisierung
Das Spezialhandy bekommt eine SMS, wenn das überwachte Handy die Funkzelle wechselt. So kann das Bewegungsprofil einer Person grob nachgezeichnet werden. Eine überwachte Person, die sich mit eingeschaltenem Handy zum Zielgebäude begibt, könnte also eine Spur legen. Außerdem kann die Lokalisierung über eine stille SMS stattfinden: Das Spezialhandy sendet dabei eine SMS an das überwachte Handy, die keinen SMS-Ton auslöst und auch nicht im Posteingang aufscheint.

Sim-Karten-Wechsel
Wird in das überwachte Handy eine andere SIM-Karte eingelegt, erhält das Spezialhandy eine SMS mit der neuen Rufnummer.

IMSI-Catcher
Ein IMSI-Catcher ist ein etwas sperrigeres Gerät. Es unterbricht das Funksignal aller umliegenden Handys und spielt den Handys einen Funkmasten vor, weshalb sie sich beim Catcher anmelden. Damit kann schnell und einfach festgestellt werden, welche Geräte und Sim-Karten sich in der näheren Umgebung befinden, was besonders bei politischen Aktionen wie Demos oder Besetzungen sowie politischen Treffen sehr praktisch ist. Durch eine eigene SIM-Karte kann der Catcher dem nächstgelegenen Handymasten auch ein Handy vorspielen. Eingehende Gespräche können abgehört werden, da sie nun vom Masten an den Catcher und von dort an das überwachte Handy geschickt werden. Bei ausgehenden Gesprächen ist das etwas schwieriger, da das Gespräch vom IMSI-Catcher an den Masten mit der Rufnummer der SIM-Karte des Catchers gesendet wird oder die Nummer verborgen bleibt. Die außenstehende Gesprächspartnerin hat nun also eine fremde oder gar keine Nummer am Display. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass modernere IMSI-Catcher bereits die Nummer des übeerwachten Handys immitieren und an den Masten schicken können.

Überwachung kann mit Wissen und Aufmerksamkeit entdeckt und/oder umgangen werden. Dabei kommt es natürlich darauf an, wie gründlich von Seiten der Behörde gearbeitet wird und wie leicht es ihnen die gegebenen Umstände machen, unentdeckt zu bleiben. Du weißt nie, was sie über dich wissen und was nicht. Es kann also sein, dass sie an Orten observieren, mit denen du nie gerechnet hättest oder ganz im Gegenteil dort nicht, wo du es für am wahrscheinlichsten gehalten hast. Wichtig ist im Umgang mit Überwachung immer den für dich richtigen Mittelweg zwischen Paranoia und Unvorsichtigkeit zu finden und den Kriminalitätsgrad deiner Handlungen daran und an deine Grenzen im Umgang mit Repression anzupassen. Das Handy bietet eine breite Angriffsfläche und sollte sehr vorsichtig benutzt werden. Einen guten Überblick über die aktuellen technischen Möglichkeiten von Observation und ihre Preisklassen erhaltest du über Online-Shops wie zum Beispiel securitec-electronics.co.uk.

Pass auf dich auf!

KategorienSchwarze Katze in Aktion Tags:
Kommentare sind geschlossen